Sachsen-Anhalt kann auch exotisch sein

0

Berlin/MZ. – Vom 19. bis 28. Januar findet die Internationale Grüne Woche in Berlin statt, auf der unter anderem alle Bundesländer vertreten sind. Auf der Leitmesse geht es um die Themen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Zum „Sachsen-Anhalt-Tag“ am Montag naschte sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff durch das Bundesland und verlieh zusammen mit Landwirtschaftsminister Sven Schulze (beide CDU) den Bio-Regionalpreis an den Sonnenblumenöl-Produzenten Huyland aus Wernigerode (Harz) und an das Weingut Born aus Salzatal (Saalekreis).

Sachsen-Anhalts Produkte sind beliebt bei den Messebesuchern

„Diese Grüne Woche hier ist kaum zu glauben, ihr seid einfach wunderbar“, schallt es aus den Boxen der Messehalle 23b. Als der schwere Takt des Walzers von einem zackigen Schlager abgelöst wird, gehen die Hände der Messeaussteller und der Menschen vor der Bühne in die Höhe. Auch am vierten Tag der Grünen Woche zeigen sich die überwiegend kulinarischen Vertreter gut gelaunt. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass ihre Produkte – von Wurst und Bier bis hin zu Hanf und Kichererbsen – großen Anklang finden.

Das Problem kommt im Jerichower Land einfach auf den Teller

Neben den altbekannten Marken wie etwa Kathi sorgen auch kleinere Produzenten mit teils etwas ungewöhnlichen Ideen für Andrang. Wie etwa die Wildererhütte aus Kade im Jerichower Land. Betreiber und Jäger Michael Reiß erklärt, wie er auf seine Idee gekommen ist: „Die Waschbären muss ich eh fangen und so hat ihr Tod wenigstens einen Sinn. Das macht das Produkt eben auch nachhaltig.“ So macht er aus ihnen Wurst, Buletten und andere Gerichte. „Der Waschbär ist eine invasive Tierart ohne natürliche Feinde. Daher bedroht er auch unsere Flora und Fauna“, unterstreicht der stellvertretende Landrat des Jerichower Landes, Stefan Dreßler, der sich just mit dem Waschbär-Fan der anderen Art im Gespräch befand. „Der Absatz spricht für sich, die Produkte sind ein Markenzeichen für die Region geworden“, so Dreßler weiter.

Vegetarisch sticht: Kichererbsen aus der Börde sind echte Alleskönner.
Vegetarisch sticht: Kichererbsen aus der Börde sind echte Alleskönner.

Stedtler

Verschollenes Wissen wird im Bördekreis wiederentdeckt

Ebenso ungewöhnlich, aber dafür fleischlos, ist das Geschäft von Jonas Schätze. Unter dem Slogan „Heimische Exoten“ baut er in Wanzleben (Bördekreis) nahe Magdeburg Kichererbsen an, eine Hülsenfrucht, die den meisten wohl eher in einem orientalischen oder zumindest südländischen Zusammenhang, etwa als Hummus, bekannt sein dürfte. Das ist gar nicht so falsch. „Bis in die 1920er Jahre wurden in Deutschland Kichererbsen angebaut, allerdings eher in den südlicheren Teilen Deutschlands“, sagt Schätze. Das trockene Klima in Sachsen-Anhalt sei gut für den Anbau geeignet. Hier könne man das seit hundert Jahren verlorene Wissen wieder aufarbeiten. Arbeit, die sich lohnt, denn „aus Kichererbsen kann man quasi alles herstellen“.

Tradition im Glaskasten bringt im Landkreis Börde mehr Kunden

Mit traditionellen Produkten, aber dafür mit einer neuen Darbietungsform sticht die Schaubäckerei Denni Nitzschke aus Calvörde im Landkreis Börde hervor. Denn dort hat man sich die Transparenz im wörtlichen Sinne auf die Fahne geschrieben und backt hinter Glasscheiben, so dass die Kunden alle Schritte der Produktion mitverfolgen können. „Das bringt uns mehr Kunden, da sie sehen, dass wir sauber arbeiten und bei uns keine Industrietüten herumstehen“, sagt Bäckermeister Denni Nitzschke.

Welcher Betrieb offiziell am meisten überzeugt hat, wird sich erst zur Jahresmitte offiziell zeigen. Dann werden im Rahmen des Wettbewerbs „Kulinarisches Sachsen-Anhalt 2024“ die „Kulinarischen Sterne“ vergeben.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.