Goethe-Institut verliert Präsidentin Lentz

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Berlin/München – Mitten in Zeiten heftiger Einsparungen steht die Präsidentin des Goethe-Instituts, Carola Lentz, mit dem Ende ihrer Amtszeit im November nicht mehr für den Posten zur Verfügung. Das bestätigte die Einrichtung, die als Deutschlands weltweites kulturelles Aushängeschild gilt, am Donnerstagabend. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ über die Absicht von Lentz berichtet.

Lentz habe Präsidium und Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts darüber informiert, dass sie keine zweite Amtsperiode als Präsidentin anstrebe, hieß es am Abend in einer Mitteilung. Sie werde, so heiße es in dem entsprechenden Schreiben, den Fokus ihrer Tätigkeit nach vier Jahren an der Spitze des Goethe-Instituts künftig wieder auf ihre wissenschaftliche Arbeit als Ethnologin legen.

„Ich habe die Zusammenarbeit mit dem großartigen Team des Goethe-Instituts als menschlich und thematisch sehr bereichernd empfunden“, so Lentz. „Angesichts zahlreicher geopolitischer Verwerfungen und den daraus erwachsenden Herausforderungen für das Goethe-Institut ist eine verantwortungsvolle Amtsführung mit den zeitlichen Anforderungen einer Forschungstätigkeit jedoch nicht vereinbar.“

Lentz habe das Goethe-Institut in einer Zeit großer Umbrüche und Krisen umsichtig geführt, so Ralf Beste, Leiter der Kulturabteilung Kultur im Auswärtigen Amt. „Sie hat zudem die Notwendigkeit einer Transformation erkannt und den Reformprozess im Präsidium aktiv unterstützt, um so das Institut gut für die Zukunft aufzustellen.“

Die neue präsidiale Spitze wird durch das Präsidium gewählt. Amtsbeginn ist für den 19. November vorgesehen.

Die Ethnologin Lentz ist seit November 2020 die ehrenamtliche Spitze des Goethe-Instituts. Die 69 Jahre alte Seniorforschungsprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz war vom Präsidium des Goethe-Instituts als Nachfolgerin von Klaus-Dieter Lehmann für zunächst vier Jahre gewählt worden.

Das Goethe-Institut mit seinen noch 158 Instituten in 98 Ländern hält angesichts der Finanzlage an der umstrittenen Umstrukturierung fest. Dadurch sollen in den kommenden drei Jahren bis zu 24 Millionen Euro aus Strukturkosten in Projektmittel umgewandelt werden. Diese Kosten sollen von 62 auf 58 Prozent des Gesamtetats reduziert werden. Der Etat 2024 beträgt rund 432 Millionen Euro, davon 232 aus Bundesmitteln.

Im September hatte das Goethe-Institut drastische Einschnitte angekündigt. Von den 158 Instituten sollen die Standorte in Bordeaux, Curitiba, Genua, Lille, Osaka, Rotterdam, Triest, Turin und Washington geschlossen werden. Hinzu kommt das Verbindungsbüro in Straßburg. Zudem sollen weitere Standorte verkleinert, verändert oder zusammengeführt werden. Vom Stellenabbau im internationalen Netzwerk sind 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

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