Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt zu Jobwechsel bereit – die Gründe

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Halle/MZ. – Die Bereitschaft von Arbeitnehmern, ihren Job zu wechseln, nimmt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zu. Knapp vier von zehn Deutschen sind offen, eine neue Stelle anzunehmen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage unter 3.200 deutschen Arbeitnehmern.

In Sachsen-Anhalt sagten sechs Prozent der Befragten, dass sie 2024 den Arbeitgeber wechseln wollen, 28 Prozent sind dazu zumindest bereit. Die Daten für Sachsen-Anhalt sind wegen der geringeren Zahl der Befragten aber nicht repräsentativ. „Die Beschäftigten sind sich der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt bewusst“, sagte Frank Hassler, Vorstand von NewWork, dessen Karriereportal Xing die Studie in Auftrag gegeben hat.

Homeoffice erleichtert den Jobwechsel

Die Daten decken sich mit einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens EY. Demnach hat sich die Zahl der Arbeitnehmer, die aktiv einen neuen Job suchen, zuletzt kaum verändert. Doch die Bereitschaft zum Arbeitgeberwechsel ist deutlich gestiegen. So gaben 2017 noch 82 Prozent der Arbeitnehmer an, kein Interesse zu haben, einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Im Vorjahr sagte dies nur noch 37 Prozent (siehe Grafik).

Die Bereitschaft zum Jobwechsel nimmt laut EY-Studie deutlich zu.
Die Bereitschaft zum Jobwechsel nimmt laut EY-Studie deutlich zu.

Grafik: Büttner/EY

Nach Einschätzung des Wirtschaftsforschers Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden dürfte es mehrere Gründe für die höhere Wechselbereitschaft geben: „Die Arbeitsmarktchancen für viele Fachkräfte haben sich erhöht. Wenn es mehr freie Stellen gibt, wird auch mehr gewechselt“, so Ragnitz.

Entscheidend dürften auch die Angebote von Homeoffice in den Unternehmen sein: „Eine Hürde für den Stellenwechsel sind damit verbundene Umzüge. Wenn dieser durch Homeoffice nicht nötig ist, dürfte der Wechsel natürlich leichter fallen.“

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Ragnitz betonte, dass die Ergebnisse solcher Studien nicht überbewertet werden sollten. „Die Bereitschaft zum Jobwechsel sagt noch nichts darüber, ob das tatsächlich geschieht.“

Als wichtigste Gründe für die Annahme einer neuen Stelle nannten die befragten Sachsen-Anhalter in der Forsa-Umfrage „einen sicheren Job“ und „ein höheres Gehalt“. Das gaben jeweils 68 Prozent an, gefolgt von „gutes Führungsverhalten“ (65 Prozent) und „flexible Arbeitszeiten“ (61 Prozent).

Gut qualifizierte Mitarbeiter zu ersetzen, ist eine Herausforderung.

Marco Langhof, Präsident des Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt, Marco Langhof, sieht die Ergebnisse zunächst gelassen: „Wenn jüngere Menschen nicht bis zur Rente bei einer Firma arbeiten wollen, ist das durchaus verständlich.“

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Langhof leitet als geschäftsführender Gesellschafter das IT-Unternehmen Teleport aus Barleben bei Magdeburg: „Auch bei uns arbeiten Mitarbeiter im Homeoffice, die in ganz Deutschland verteilt sind.“ Mobile Tätigkeiten eröffneten Unternehmen wie Arbeitnehmer neue Möglichkeiten.

Führungskräfte brauchen guten Draht zu Mitarbeitern

Dennoch sieht er die steigende Wechselbereitschaft auch als unternehmerisches Risiko: „Gut qualifizierte Mitarbeiter zu ersetzen, ist für fast jeden Betrieb eine Herausforderung.“ Daher sei es wichtig und auch oft kostengünstiger für die Firmen, die soziale Bindung zu Mitarbeitern zu erhöhen. „Auch Mitarbeiter, die im Homeoffice sind, sollten sich regelmäßig treffen“, so Langhof.

Neben dem Gehalt würden Zusatzleistungen wie Jobrad, Jobticket oder kostenloses Obst wichtiger. Für Langhof ist auch entscheidend, dass die Führungskräfte einen guten Draht zu den Mitarbeitern haben. Mögliche Kündigungen würden sich in der Regel im Vorfeld bereits andeuten.

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