Wie HFC-Kapitän Jonas Nietfeld mit seiner Jokerrolle umgeht

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Halle/MZ – Auch als Held des Vortages kam Jonas Nietfeld am Sonntag nicht um das übliche Prozedere für diejenigen drumherum, die beim Halleschen FC nicht die erste Wahl gewesen sind. Mit neun anderen Profis des Fußball-Drittligisten, die in der Partie beim SV Sandhausen erst in der zweiten Halbzeit oder gar nicht zum Einsatz gekommen waren, stand der Kapitän auf dem Trainingsplatz am Leuna-Chemie-Stadion und absolvierte ein Spielersatztraining. 20 Stunden vorher hatte er dem HFC mit seinem Elfmetertor zum 1:1-Endstand (90.+1) in der Nachspielzeit einen kaum noch zu erwartenden Punkt gerettet, der im Kampf um den Klassenerhalt sehr wichtig werden könnte.

Drei Tore aus drei Spielen

Nietfeld war am Samstagnachmittag innerhalb von Sekundenbruchteilen klar, dass er derjenige sein würde, der Halle vor der zweiten Niederlage in Serie retten wird. Nach einem hohen Pass in die Tiefe wurde Erich Berko im Strafraum oben leicht am Trikot gezogen und unten in die Hacke getreten. Nietfeld schnappte sich nach dem berechtigten Strafstoßpfiff sofort den Ball. Bereits in der Vorwoche hatte er gegen Waldhof Mannheim spät vom Punkt getroffen, da war es jedoch nur Ergebniskosmetik, zum 1:4. „Diesmal“, erzählte Nietfeld am Sonntag, „war die Situation natürlich eine völlig andere.“ Der Druck ungleich höher. Dennoch: „Ich war mir sicher, den reinzuschießen.“

Und das tat der seit drei Wochen 30-Jährige auch. Er traf links unten und rettete dem HFC einen Punkt, nachdem die Mannschaft in der ersten Hälfte durch Patrick Greil (31.) in Rückstand geraten war. Sandhausen vergab danach durch Greil, der vor der Pause aus kurzer Distanz den Pfosten traf, und Markus Pink, der wenige Minuten nach dem Seitenwechsel am leeren Tor vorbeischoss, weitere Hochkaräter. „Sandhausen hätte das auch gewinnen können“, gestand Nietfeld zwar, „aber so eine Situation hatten wir ja selbst auch schon oft genug“.

Der Pink-Chance war ein kapitaler Fehler von Enrique Lofolomo vorausgegangen, der vor dem eigenen Strafraum stürzte. Lofolomo war Teil einer neuen Viererkette, die nur Julian Eitschberger als Konstante sah. Im Vergleich zu den Vorwochen mussten Niklas Landgraf (Schulter), Brian Behrendt (Adduktoren) und Nico Hug (Oberschenkel) angeschlagen passen. Neben Lofolomo rutschten dafür noch Jannes Vollert und Lucas Halangk in die erste Elf.

Nietfeld saß, wie zuletzt immer, erst einmal auf der Bank und kam in der zweiten Halbzeit in die Partie, um die Offensive zu beleben – was wieder aufging. Er traf im dritten aufeinanderfolgenden Spiel, sicherte dem HFC zum zweiten Mal damit Punkte. Im Kellerduell beim MSV Duisburg hatte Nietfeld das siegbringende 3:2 erzielt.

In der Hinrunde als Verteidiger gesetzt

Es ist ein spannender Kontrast für Halles Anführer: Nachdem er über weite Strecken der ersten Saisonhälfte noch Teil der Defensive gewesen ist, die aufgrund von mittlerweile 49 Saisongegentoren häufig kritisiert wurde und wird, ist er nun zurück auf seiner gelernten Position im Sturm eine Art Superjoker hinter Platzhirsch Domini Baumann. Eine Rolle, die ihn als jahrelangen Stammspieler jedoch nicht vollends glücklich macht. „Toreschießen macht extrem viel Spaß, daher ist das aktuell ganz gut so“, meinte Nietfeld. „Mein Anspruch ist aber natürlich, von Anfang an zu spielen. Ich weiß allerdings, wie wichtig es ist, weiterhin voranzugehen, die Situation anzunehmen und mich in den Minuten auf dem Platz zu zerreißen.“

Sreto Ristic hört so etwas gerne. „Nieter ist ein Vollblutprofi, ein Kapitän durch und durch“, sagte der Trainer. „Das ist genau das, was wir brauchen. Jeder stellt sich in den Dienst der Mannschaft.“ Mit dieser Tugend gelang dem HFC mit sieben Punkten in vier Spielen ein guter Start in das Kalenderjahr.

Und wer weiß, vielleicht erhält Jonas Nietfeld im Nachholspiel bei der SpVgg Unterhaching am Mittwoch (19 Uhr/MagentaSport) die Chance von Anfang an.

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