Renft: Verschollene Klänge aus Weißenfels

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Weißenfels/MZ. – Sie kamen nach Jahren wieder zusammen, es krachte sofort und ein Musiker erklärte, dass er nicht mitmache beim großen Comeback der Band Renft nach 15 Jahren Verbannung. Eben noch bejubelt, weil „alle Lieder in unserem Hier und Heute spielen“, wie das „Neue Deutschland“ urteilte, war die Rockgruppe Renft Mitte der 70er Jahre verboten worden. Zu kritische hatte sie sich mit der DDR-Wirklichkeit auseinandergesetzt, gemeinsam mit ihrem Texter Gerulf Pannach hatte sie Lieder über Wehrdienstverweigerung, korrupte Funktionäre und Flucht in den Westen geschrieben. Die Staatsmacht reagiert mit aller Härte.

Ende für viele Jahre

Bei der geplanten Vorstellung des neuen Programms teilt Ruth Oelschlägel, Chefin der Abteilung Kultur des Rates der Stadt Leipzig, den verblüfften Musikern mit: „Wir haben nicht vor, uns die von Ihnen vorgelegten Texte auch noch mit Musik unterlegen zu lassen. Sie verletzen die Gefühle der Arbeiterklasse und diffamieren die Schutz- und Sicherheitsorgane. Wir werden uns das nicht anhören. Die Gruppe Renft ist damit als nicht mehr existent zu betrachten.“

Bereits am Tag danach geht ein Rundschreiben des Ministeriums für Kultur an alle staatlichen Stellen im Land, in dem über die angebliche „Selbstauflösung“ der bekannten Rockgruppe informiert. Die geschichte von Renft sollte zu Ende sein. Doch 15 Jahre später standen die Musiker wieder auf der Bühne, wenn auch ohne ihren Gitarristen und Sänger Peter „Cäsar“ Gläser. Die erste DDR-Tour ist ein einziger Triumphzug. Die Musiker, zumeist nach dem Verbot in den Westen ausgereist, hatten nicht einmal geahnt, wie groß die Liebe ihrer treuen Fans gewesen war.

Renft live 1990 - das Cover mit den vier Politikern
Renft live 1990 – das Cover mit den vier Politikern

Repro: Könau

Das Comeback liefert reihenweise legendäre Konzerte einer Legende, die im Mai 1990 von Zehntausenden gefeiert wird. Sie sind immer noch rau, rebellisch und kompromisslos. Alles andere jedenfalls als „nicht mehr existent“ erklärt. Nach der Konzertreise erscheint eine Schallplatte mit Aufnahmen der Konzerte. Auf dem Cover zu sehen ist Sänger Thomas Schoppe, der die aufmüpfigen Lieder seiner Band vier Politikern entgegenschmettert: Erich Honecker und Erich Mielke stehen da, aber auch Lothar de Maiziere und Peter-Michael Diestel. Kein Zweifel: Die Band ist bereit, sich auch mit den neuen Mächtigen anzulegen.

Das Renft-Album „Renft Live 1990“ war lange vergriffen, jetzt hat der Musikmanager Bodo Strecke das Original auf seinem Label Marktkram es neu aufgelegt.

Aus dem normalen Album ist ein liebevoll gestalteter Doppel-Pack geworden, der neben der CD mit dem Konzertmitschnitt aus Bischofswerda eine DVD mit nie gesehenen Aufnahmen eines Auftrittes in Weißenfels enthält. Dazu gibt es Interviews mit den beteiligten Musiker.

Renft, Renft live 1990, Marktkram/Buschfunk

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