Landwirte blockieren Kaufland-Lager: Immer mehr Aktionen bei Lebensmittelhändlern

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Zeitz/MZ. – „Weg mit der Regierung, sie zerstört Existenzen“ – das Banner am Laster von Andreas Kempf ist unter der Frontscheibe angebracht. Wenn es die Umstände erlauben würden, so macht der Lkw-Fahrer aus Zeitz am Montagvormittag deutlich, dann würde er mit seinem Laster bei Osterfeld (Burgenlandkreis) nicht im Stau stehen, sondern er wäre bei denen, die ein paar hundert Meter weiter vor ihm die Osterfelder Straße mit Traktoren blockieren. Von Sonntagabend bis Montagmittag protestierten ein paar Dutzend Bauern, Handwerker und andere Mittelständler links und rechts der A9. Sie blockierten den Transportverkehr zum und vom nahen Offergeld-Logistikzentrum und Kaufland-Zentrallager. Bei den Forderungen geht es nicht nur um den Erhalt von Steuervergünstigungen für Agrardiesel. Ein viel weiter reichendes Verlangen, auf das gedrungen wird, lautet: „Die Ampel muss weg“.

Auch Edeka-Lager in Sachsen-Anhalt werden blockiert

Die Nacht ist kalt gewesen, geschlafen haben die Protestierenden nicht. Kein Problem, sagt Steffen Hirschfeld, Bauunternehmer aus Naumburg (Burgenlandkreis). Schlaflose Nächte, die würde nicht nur er kennen. Denn die Sorgen, mit denen er und seine Mitstreiter zu kämpfen hätten, seien groß. Hirschfeld spricht von zu viel Bürokratie, die ihn jährlich etwa vier bis fünf Wochen Arbeitszeit koste. Er spricht von Bevormundung durch den Staat, die nicht mehr hingenommen werden solle.

Die Protestierenden haben sich das Kaufland-Lager mit Bedacht ausgewählt. Sie machen die großen Lebensmittelkonzerne mit für die niedrigen Preise verantwortlich. Am vergangenen Mittwoch war ein Edeka-Zentrallager in Landsberg (Saalekreis) blockiert worden. Ebenfalls in der Vorwoche machten Landwirte ein Nett-Lager im sächsischen Thiendorf dicht.

Anders als bei den Autobahn-Blockaden haben Bauernverband und Bauernbund nicht zu den Blockaden aufgerufen. „Es handelt sich um Einzelaktionen von örtlichen Landwirten“, sagt Martin Dippe, Präsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt. Auch das Edeka-Lager in Osterweddingen bei Magdeburg sei bereits blockiert worden. Die Verbände suchen offenbar nicht den Konflikt mit den Händlern. Die „Einzelaktionen“ werden aber für legitim gehalten, um den Forderungen der Bauer Nachdruck zu verleihen.

Die Zufahrt zum Kauflandlager in Osterfeld wird nicht zum ersten Mal blockiert. Die Sperrung am Montag ist allerdings nicht so drastisch wie vor zwei Wochen, als die Logistik der genannten Firmen schon einmal ausgebremst wurde. Diesmal werden die Blockaden aufgrund von Auflagen des Burgenlandkreises zumindest etwa aller 60 Minuten kurz geöffnet.

Die Offergeld-Standortleiterin Manuela Hüttig spricht einerseits von einer großen Herausforderung, die mit dem Protest gemeistert werden müsse, andererseits aber auch davon, dass es ganz gut funktioniere. Dennoch habe der Protest dem Unternehmen Verluste beschert, die Hüttig nicht beziffert. Denn Lkw, die stehen, obwohl sie fahren sollten, verursachen Kosten, auf denen das Unternehmen letztlich sitzenbleibe. Mit Groll schaue sie dennoch nicht auf die Demos, so Hüttig.

Betroffene Lkw-Fahrer sind gelassen

Kurz und knapp ist die Reaktion aus dem Hause Kaufland: „Unsere Filialen werden auch heute regulär beliefert, die Warenversorgung ist somit für unsere Kunden sichergestellt“, teilt Sprecherin Annegret Adam auf Anfrage mit. Zur Demonstration an sich äußere sich das Unternehmen nicht.

Derweil hat auch der Trucker Dennis Spiering seinen Lkw voller Obst und Gemüse zum Zentrallager manövriert. Dass er kurz vor dem Ziel ausgebremst wurde, nimmt der Mann aus Osnabrück allerdings gelassen. „Die Bauern machen das schon richtig“, sagt Spiering, „da stehen wir schon hinter ihnen, sie wollen ja, dass sich in der Zukunft in Deutschland etwas ändert.“

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