Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

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Die Ukraine macht weiter Druck auf die Bundesregierung, Kiew deutsche Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland zu liefern.

Die Ukraine brauche diese, „um mehr Leben ukrainischer Soldaten und Zivilisten zu retten und um die Befreiung ihrer Gebiete zu beschleunigen“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba der „Bild am Sonntag“. Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich unterdessen bei Deutschland einmal mehr für zwei weitere Patriot-Flugabwehrsysteme, die kürzlich geliefert wurden.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.

Ukraine bekräftigt Forderung nach Taurus-Marschflugkörpern

„Die Formel ist einfach: Eine größere Reichweite der Raketen bedeutet eine kürzere Dauer des Krieges“, sagte Kuleba. Mit der Waffe könne die Ukraine „die russischen Besatzungstruppen auf ukrainischem Boden weit über die Frontlinie hinaus erreichen, ihre Logistik stören und Kommandozentralen und Munitionsdepots zerstören“.

Auch in Deutschland war der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage zuletzt gestiegen. Politiker aus den Regierungsparteien und der Opposition forderten, den ukrainischen Streitkräften das für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen auf bis zu 500 Kilometer Entfernung geeignete Waffensystem zu überlassen.

„Danke, Olaf!“ – Selenskyj begrüßt weitere deutsche Flugabwehr

Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte Deutschland unterdessen erneut für die beiden weiteren Abschussrampen des Flugabwehrsystems Patriot, die sein Land erhalten hat. „Das ist sehr wichtig“, sagte er in seiner abendlichen Ansprache am Samstag. „Danke! Danke, Deutschland. Danke an die Menschen“, sagte Selenskyj – und fügte an Bundeskanzler Scholz gerichtet hinzu: „Danke dir, Olaf!“

Die Lieferung der neuen Patriot-Systeme durch Deutschland war vor wenigen Tagen bekannt geworden. Bereits unmittelbar danach hatte sich Selenskyj auch bei Scholz bedankt. Für die Ukraine sind die in den USA gebauten Patriot-Systeme besonders wertvoll, weil sie nach Kiewer Angaben schon mehrmals russische Hyperschallraketen abgefangen haben.

Moskau: Ukrainische Drohne über Region Belgorod abgeschossen

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Drohne über dem russischen Gebiet Belgorod abgeschossen. Gegen 4.00 Uhr (3.00 Uhr MESZ) morgens sei der Angriff in der an die Ukraine angrenzende Region vereitelt worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Ministerium. Die russische Raketenabwehr habe die Drohne entdeckt und zerstört. Es gebe keine Berichte über Schäden oder Opfer. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Explosionen an Krim-Brücke – Russland spricht von abgewehrten Raketen

An der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim gab es erneut Explosionen. Die russische Luftabwehr habe mehrere feindliche Raketen abgeschossen, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Aksjonow, auf Telegram mit.

„Die Krim-Brücke ist nicht beschädigt“, schrieb er. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Der Autoverkehr über das 19 Kilometer lange Bauwerk wurde vorübergehend eingestellt. Russland machte die Ukraine für die Attacken verantwortlich.

Medien: Drohnenangriff auf Krim galt russischem Truppenstützpunkt

Ein ukrainischer Drohnenangriff auf der Krim in der Nacht zum Samstag galt laut einem Medienbericht unterdessen einem Logistikstützpunkt der russischen Truppen in der Nähe von Jewpatorija im Westen der Halbinsel. Bei dem nächtlichen Angriff seien 17 Drohnen zum Einsatz gekommen, berichtete das Internetportal „Ukrajinska Prawda“ am Samstagabend unter Berufung auf Quellen beim ukrainischen Geheimdienst SBU. Nach vorläufigen Angaben seien „Dutzende von Besatzern“ getötet oder verletzt worden. Auch Ausrüstung sei zerstört worden. Das genaue Ausmaß der Schäden werde aber noch untersucht. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

In der Nacht zum Samstag war Berichten zufolge über Teilen der Krim die Flugabwehr aktiviert worden. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hatte das Militär 20 ukrainische Drohnen abgewehrt. Das Ministerium behauptete, es habe weder Opfer noch Schäden gegeben. Auch diese Angaben ließen sich nicht verifizieren.

Russischer Kampfjet in Region Kaliningrad abgestürzt – Insassen tot

In der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad ist offiziellen Angaben zufolge ein russisches Kampfflugzeug beim Training abgestürzt. „Die Besatzung des Flugzeugs kam ums Leben“, teilte das russische Verteidigungsministerium laut der Agentur Interfax mit.

Um wie viele Insassen es sich handelte, war zunächst unklar. Auch die genaue Absturzstelle wurde nicht genannt. Die Maschine vom Typ Suchoi Su-30 sei über unbewohntem Gebiet geflogen, als technische Probleme aufgetreten seien, hieß es.

Ukrainische Justiz hat 500 getötete Kinder gezählt

Dem russischen Angriffskrieg fielen nach der fortlaufenden Zählung der ukrainischen Justiz mindestens 500 Kinder zum Opfer. Diesen Stand teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag in der Hauptstadt Kiew mit. Außerdem hätten fast 1100 Kinder Verletzungen verschiedener Schwere erlitten, schrieb die Behörde auf Telegram. Sie wies darauf hin, dass die Zählung unvollständig sei. Es werde in der Kampfzone, in den von der Ukraine befreiten Gebieten wie auch in den von russischen Truppen besetzten Gebieten ermittelt und nach weiteren Fällen gesucht.

Die meisten getöteten und verletzten Kinder gab es demnach in den frontnahen östlichen Gebieten Donezk und Charkiw, gefolgt von der Hauptstadtregion Kiew und Cherson im Süden. Jüngster bekannter Fall war ein achtjähriger Junge, der nach ukrainischen Angaben am Freitag bei einem Raketenangriff auf die Westukraine tödlich verletzt wurde.

Großbritannien: Wagner-Truppe muss Kosten sparen

Nach dem kurzen Aufstand gegen die russische Militärführung befindet sich die Söldnertruppe Wagner nach britischen Geheimdienstinformationen finanziell unter Druck. Die Wagner-Gruppe stehe wahrscheinlich vor einer Verkleinerung und Umstrukturierung, um in erster Linie Gehaltskosten zu sparen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem täglichen Geheimdienst-Update auf der Online-Plattform X mit.

Seit dem Aufstand im Juni sei der russische Staat gegen andere Geschäftsinteressen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin vorgegangen, berichtete das Ministerium. „Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass der Kreml die Gruppe nicht mehr finanziert“, hieß es. Wenn der russische Staat die Söldner nicht mehr bezahle, kämen die Behörden in Belarus als zweitplausibelster Geldgeber in Frage. Dies würde jedoch eine erhebliche und möglicherweise unwillkommene Belastung für die überschaubaren belarussischen Mittel darstellen, schrieben die Briten.

Was heute wichtig wird

Im Osten und im Süden der Ukraine geht die Gegenoffensive Kiews zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete weiter.

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