Klopstock, Feininger, Moritz Götze

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Halle/MZ. – Das regionale Kulturjahr 2024 wird ein Fest. Denn einmal mehr wird viel gefeiert. Sachsen-Anhalt schaut zurück und nach vorn – auf Menschen, Ereignisse und Institutionen. Mit öffentlichen Aktionen werden 2024 geehrt: der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, im Juli vor 300 Jahren in Quedlinburg geboren.

Die Dessauer Reformschule Philanthropinum, im Dezember vor 250 Jahren in Dessau gegründet. Das Puppentheater Halle, das vor 70 Jahren zu spielen begann und sich im Juni eine großformatige Festwoche schenkt. Und der hallesche Maler Moritz Götze, der im Juli 60 Jahre alt wird, zu diesem Anlass verspricht das Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg vom 27. April an die Ausstellung „Moritz Götze: Retrospektive“.

Es wird nicht die einzige Götze-Feier bleiben. So wie die Zahl der Klopstock- und Philanthropinum-Feiern hier nur anzudeuten ist. „Klopstock und die Freundschaft“, heißt die Schau, mit der vom 30. Juni an das Gleimhaus in Halberstadt den einst deutschlandweit schrittmachenden Schriftsteller feiert. Eine Kabinettausstellung unter dem Motto „Schöne Literatur“ schenken die Franckeschen Stiftungen vom 26. April an.

Alexander Kluge stellt aus

Die Stadt Dessau-Roßlau steigt größer ein: Mit einem kompletten Festjahr wird die Gründung des Philanthropinums gefeiert, einer von dem Theologen Johann Bernhard Basedow entworfenen überkonfessionellen, auf Gemeinsinn und -nutzen orientierenden Schule, die von den Akteuren der Aufklärung als wegweisend gefeiert wurde – unter anderen von dem Philosophen Immanuel Kant, dessen Geburtstag sich am 22. April zum 300. Mal jährt. Er lobte das Bildungsinstitut als die „Stammmutter aller guten Schulen“.

Mit einem Neujahrsempfang am 14. Januar im Anhaltischen Theater beginnt das große Feiern. Von Januar bis Dezember erinnert an ausgewählten Orten die prominent besetzte Lese- und Gesprächsreihe „Pflanzschule der Menschheit“ an das Ereignis. Im Dessauer Museum für Stadtgeschichte ist vom 26. September an eine Philanthropinum-Ausstellung geplant. Die Anhaltische Gemäldegalerie will im Zuge der Feierlichkeiten Kinderporträts von Barock bis Biedermeier ausstellen. Der eigentliche Festakt soll am 18. September im Anhaltischen Theater stattfinden – mit einem Festvortrag des halleschen Historikers Andreas Pecar und der Uraufführung eines Oratoriums zum Basedowschen „Elementarwerk“, komponiert von Christoph Reuter und getextet von Andreas Hillger.

Die Aufklärung gehört den Dessauern nicht allein. „Alexander Kluge – Enlightenment (=Aufklärung). Eine Ausstellung für meine Heimatstadt“ heißt die Schau, die am 15. Februar im Gleimhaus in Halberstadt öffnet. Vorbereitet von dem in Halberstadt geborenen Schriftsteller und Filmkünstler Alexander Kluge, will die Schau klären, was es für die Gegenwart bedeutet, auf die historische Aufklärung Bezug zu nehmen sowie Vernunft und Gefühl in Balance zu bringen. Letzteres versuchten auch die Dessauer Bauhäusler. Wie der Alltag im Hause Feininger aussah, zeigt die Stiftung Bauhaus vom 25. Februar bis 21. April mit der Ausstellung „T. Lux Feininger und seine Bauhausfamilie“. Zudem plant die Stiftung unter anderem vom März an eine Ausstellung der Künstlerin Anna Meyer, die Neugestaltung des Erdgeschosses des Bauhaus Museums und die Bühnen-Präsentation „Christina Werner. Rhythm is a dancer“. Das Motto des Bauhausfestes am 6. und 7. September lautet „Das Bauhaus tanzt!“.

Gerald Hüther spricht

Als wäre es mit der Philanthropinum-Feier abgestimmt: Die Franckeschen Stiftungen verbinden 2024 unter dem Jahresthema „Spielräume“ die Themen Anschaulichkeit und Spielen. Herzstück des Programms ist die Jahresausstellung „Total real – Die Entdeckung der Anschaulichkeit“, also die umfassende Begreifbarkeit der Welt. Lassen sich Natur und Technik überhaupt noch anschaulich vermitteln, ist eine der Fragen, die ab 23. März gestellt werden. Zudem: „Wie anschaulich ist Philosophie?“ wird am 23. April mit der Philosophin Svenja Flass-pöhler diskutiert, der Hirnforscher Gerald Hüther hält die Francke-Vorlesung, das Lindenblütenfest lädt am 8. und 9. Juni ein.

Wörlitzer Vulkan in Flammen

So wie die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz ins Schloss Luisium, dessen Baubeginn sich zum 250. Mal jährt. In „Pädagogischen Spaziergängen“ und der Vortragsreihe „250 Jahre Philanthropinum im Luisium“ werden im September und Oktober beide Jubiläen vereint. Darüber hinaus wird gefeiert: das Frühlingserwachen am 16. und 17. März, der „Kleinkunsttraum Oranienbaum“ am 14. und 15. Juni, ein Franz-Picknick am 11. August und nach langer Pause bricht der Wörlitzer Vulkan wieder aus am 16. und 17. August.

Ein kleines, aber feines Jubiläum feiert die Kunsthalle „Talstrasse“ in Halle mit ihrem zehnten Geburtstag. Drei neue Ausstellungen stehen auf dem Programm: ab 22. März „Patricia Piccinini – Fremde Berührung. Eine Reise in eine andere Welt“ , vom 9. August an die Schau „Sehnsucht-Romantik“ (Arbeitstitel) und ab 6. Dezember die Surrealismus-Ausstellung „Reise ins Ungewisse“. Die Galerie Moritzburg in Halle widmet sich vom 17. März an dem Thema „Expressionismus, Museum, Kolonialismus“ unter dem Titel „It’s all about collecting – Die Sammlung Horn zu Gast in Halle“, es folgen unter anderem „Sandra del Pilar“ (21. Juli) und „Frührenaissance: Mitteldeutschland am Vorabend des Bauernkriegs“ (24. November).

So soll es kommen. So kann es sein. Magisches Denken hilft. Unter dem Titel „Magie – Das Schicksal zwingen“ zeigt das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle vom 1. März an 200 magische Exponate aus sechs Ländern. Die Stücke stammen von der Altsteinzeit über die antiken Mittelmeer-Kulturen bis in die Neuzeit. Als Hingucker ist versprochen eine große Installation eindrucksvoller Voodoo-Puppen. Volkskunst, die buchstäblich begeistert.

Historisches Bürgerhaus am Schlossberg 12 in Quedlinburg: Vor 300 Jahren wurde hier der Schriftsteller Friedrich Gottlieb Klopstock geboren.
Historisches Bürgerhaus am Schlossberg 12 in Quedlinburg: Vor 300 Jahren wurde hier der Schriftsteller Friedrich Gottlieb Klopstock geboren.

(Foto: dpa)

Was war denn hier los? Meisterhaus Moholy-Nagy und Feininger in Dessau-Roßlau. Den  Alltag der Feiningers zeigt eine Schau ab Ende Februar.
Was war denn hier los? Meisterhaus Moholy-Nagy und Feininger in Dessau-Roßlau. Den Alltag der Feiningers zeigt eine Schau ab Ende Februar.

(Foto: Imago)

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